
Im Januar und Februar 2025 kam es auf der griechischen Inselgruppe rund um Santorin zu einem regelrechten Erdbebenschwarm. Tausende Menschen wurden von den Inseln in Sicherheit gebracht und der Notstand ausgerufen. Die seismische Serie dauerte über 30 Tage lang an. Teilweise bebte die Erde im Zehn-Minuten-Takt. Am Ende wurden mehr als 28.000 Erdbeben registriert, die stärksten erreichten eine Magnitude von über 5,0.
Was hat diese Erdbeben ausgelöst? Das haben Forscher des GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam näher untersucht und ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Nature“ publiziert. Die Wissenschaftler werteten für ihre Untersuchung Daten von Satelliten aus, von Erdbeben- und GPS-Stationen an Land sowie von Sensoren, die am Krater des Unterwasservulkans Kolumbo am Meeresboden platziert wurden. Diese Unterwasser-Sensoren maßen seismische Signale und Druckveränderungen am Meeresboden. Mithilfe von künstlicher Intelligenz ermittelten die Geologen daraus, wo genau die Erdbeben auftraten und was dabei im Untergrund passierte.
Die Erdbeben gehen auf vulkanische Aktivitäten zurück
Diese Modellierungen ergaben, dass die seismische Krise vulkanischer Natur war. Dabei stiegen insgesamt etwa 300 Millionen Kubikmeter flüssiges Magma aus der tiefen Erdkruste auf und kamen rund vier Kilometer unter dem Ozeanboden zum Erliegen. Bei diesem Transport durch die Erdkruste, der bereits im Juli 2024 begann, füllte das Magma zunächst ein flaches Reservoir unter Santorini. Dabei erzeugte das sich verlagernde Magma ab September erste seismische Schwingungen und Erdbeben. Diese Aktivität verstärkte sich Anfang Januar 2025. Ab dem 27. Januar stieg dann plötzlich weiteres Magma aus der Tiefe auf und löste den intensiven Erdbebenschwarm aus.
Die Epizentren der einzelnen Beben wanderten währenddessen entlang einer über zehn Kilometer langen Strecke, die in nordöstlicher Richtung an Santorin vorbeiführte. Zugleich verlagerten sich die Erdbebenherde aufwärts: Die ersten Beben entstanden noch 18 Kilometer unter dem Meeresboden, die letzten nur noch drei Kilometer darunter.
Unbekannte Pipeline zwischen zwei Vulkanen entdeckt
Zugleich legen die Messdaten nahe, dass es eine hydraulische Verbindung zwischen dem Vulkan Santorin und dem sieben Kilometer entfernten Vulkan Kolumbo gibt. Die Vulkane sind offenbar über eine zuvor unbekannte vertikale Pipeline verbunden, durch die das Magma hin und her fließt. Dabei können Erdbeben entstehen. Da das Zusammenspiel der beiden Vulkane nun entdeckt wurde, hoffen die Forscher, dass sich in Zukunft die Überwachung der Vulkan-Aktivitäten, aber auch die Vorhersage von Erdbeben in der Region verbessern lässt.